Die 23:31-Niederlage der SG H2Ku Herrenberg wird zur Nebensache

Vanessa Frey, 09.05.2021
Die Kuties verlieren im letzten Heimspiel der Saison deutlich gegen Berlin, sichern sich aber dennoch Platz drei und verabschieden nach der Schlusssirene gleich fünf Spielerinnen.
Herrenberg – Trotz der deutlichen 23:31-Niederlage der SG H2Ku Herrenberg gegen die Füchse Berlin erhoben sich Offizielle und Verantwortliche der Zweitliga-Handballerinnen in den Schlussminuten am Samstagabend in der ansonsten leeren Markweghalle. Denn eine der bislang erfolgreichsten Spielzeiten ging für das Gäu-Team in eigener Halle zu Ende. Es war ein besonderer Abschluss- und das nicht nur der Pandemie geschuldet. Nach dem Spiel wurden gleich fünf Kuties verabschiedet, unter ihnen Dora Elbert und Kerstin Foth, zwei Herrenberger Urgesteine. „Wir wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute und bedanken uns für die gemeinsame Zeit“, meinte Trainer Mike Leibssle mit viel Wehmut in der Stimme. Da wurde die Partie gegen die Füchse schnell zur Nebensache.
Berlins Torfrau wird „Spielerin des Spiels“
Vorangegangen war der Verabschiedung allerdings eine Machtdemonstration der Gäste aus der Hauptstadt. Lediglich zu Beginn konnte die SG mit der aufstiegsambitionierten Mannschaft von Trainerin Susann Müller mithalten, als Marie Christin Beddies den 3.4-Anschlusstreffer erzielte (7.). In der Folge erhöhten die Füchse mit einem 4:0-Lauf auf 8:4. Großen Anteil daran hatte vor allem Berlins Torfrau Sofie Svarrer Hansen, die immer wieder Herrenberger Chancen vereitelte und hinterher auch von Kuties-Coach Mike Leibssle zur „Spielerin des Spiels“ gewählt wurde. „Berlin ist die gefährlichste Mannschaft der Liga, was Gegenstöße angeht, da waren unsere vielen Fehlwürfe natürlich Gift“, blickte Leibssle zudem kritisch auf die zahlreichen Fehler. Nach Treffern von Beddies und Neubrander kam die SG H2Ku zwar noch einmal auf 7:10 heran, ließ aber zehn Minuten vor der Halbzeit bereits auf 7:14 abreißen. Denn auch in der Abwehr fand die Gäu-Sieben kaum die richtigen Mittel gegen die durchschlagskräftigen Angreiferinnen der Füchse. Beim Stand von 11:20 ging es anschließend in die Pause, das war schon mehr als eine Vorentscheidung.
Nach dem 14:24 geht es nur noch um Schadensbegrenzung
Auch nach dem Wiederanpfiff machten es die Hauptstädterinnen den Kuties mit ihrem variablen und schnellen Angriffsspiel weiterhin schwer. Auch Unterzahlsituationen konnten die Füchse für sich entscheiden. Bereits beim 14:24-Zwischenstand in der 38. Minute durch Maileen Seeger ging es für die Kuties deshalb nur noch um Schadensbegrenzung. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir das Spiel spannender gestalten können“, so Mike Leibssle, doch ohne die Verletzten Annika Blanke, Saskia Hiller und Anika Bissel machte sich mit der Zeit der Kräfteverschleiß bei seinen Spielerinnen bemerkbar. Michelle Wunschik konnte sieben Minuten vor dem Ende mit einem Doppelschlag noch auf 21:30 verkürzen, und nachdem den Gästen nur noch ein eigener Treffer gelang, markierten Kerstin Foth sowie Stephanie Schoeneberg den Endstand zum 23:31. „Die zwei Punkte gehen verdient nach Berlin“, erkannte der Kuties-Coach neidlos an, „wir freuen uns gleichzeitig über unseren sicheren dritten Platz.“ Denn nach der Niederlage von Lintfort im Vorfeld gegen den Meister aus Zwickau war den Kuties auch rechnerisch Rang drei nicht mehr zu nehmen.
Sonderlob für das Team hinter den Kulissen um Katja Rothert
Nach dem Spiel galt es dann, sich bei vielen Beteiligten dieser außergewöhnlichen Saison zu bedanken. Das Team um H2Ku-Geschäftsführerin Katja Rhotert hatte es überhaupt erst möglich gemacht, den Spielbetrieb in der Markweghalle aufrechtzuerhalten. Zahlreiche Umsetzungen von Hygieneauflagen, ein eigens eingerichteter Livestream sowie ein gesundes Wirtschaften trotz der zusätzlich entstandenen Kosten und fehlenden Einnahmen waren unter anderem die Verdienste zahlreicher Ehrenamtlicher. „Und wir sind am Ende der Saison auf Platz drei gelandet, an diesem Erfolg haben nicht nur die Spielerinnen einen Anteil, sondern alle, die mit viel Herzblut im Laufe des Jahres dafür im Umfeld gearbeitet haben“, bedankte sich Kerstin Foth bei allen.
Ganz zum Schluss wird’s emotional
Der Kapitänin blieb es zudem vorbehalten, anschließend Anika Bissel, Saskia Hiller, Carolin Tuc und Dora Elbert zu verabschieden. Gerade bei Eigengewächs Elbert wurde es nach insgesamt 14 Jahren im SG-Dress sehr emotional. Die 24-Jährige wird ihre Handballschuhe vorerst an den Nagel hängen und sich vollends ihrem Studium an der Polizeihochschule widmen. Kerstin Foth selbst wurde vom ehemaligen Kuties-Manager Ingo Janoch gewürdigt, sie zieht es in der neuen Runde nach Nürtingen. „Mit ihrer Art und Weise hat Kerstin nach zehn Jahren bei den Kuties große Fußstapfen hinterlassen“, unterstrich Janoch die Bedeutung der Rückraumspielerin für das Team. Und mit stolzer Stimme: „Unter Pandemie-Bedingungen haben sowohl Kerstin als auch auch die ganze Mannschaft eine überragende Saison gespielt, dafür gebührt allen unser größter Dank. Daran mitwirken zu dürfen, war uns eine Ehre .“
SG H2Ku Herrenberg: Waldenmaier, Elber, Holzner; Schoeneberg (1), Kußmaul, Tuc (2), Bok (1), Bühler (1), Foth (5/davon 4 Siebenmeter), Wunschik (2), Neubrander (6/4), Beddies (3).