Kurze Schwächephase der SG H2Ku Herrenberg kostet den Sieg

von Peter Gebhardt, 31.10.2021
Die Kuties zeigen sich im Auswärtsspiel der 2. Handball-Bundesliga der Frauen formverbessert, gehen aber am Ende beim 26:31 in Regensburg dennoch leer aus.
Herrenberg – Keine Punkte brachte die Fahrt ins schöne Regensburg für die Zweitliga-Handballerinnen der SG H2Ku Herrenberg. Allerdings zeigte das Gäu-Team beim 26:31 (13:13) genau die Attribute, die Trainer Mike Leibssle vor dem Spiel gefordert hatte. Wäre dies über die gesamten 60 Minuten passiert, hätten die Kuties das Parkett als Siegerinnen verlassen können. Eine Schwächephase in der zweiten Halbzeit über gerade einmal fünf Minuten machte dies aber zunichte.
Stabile Abwehr trotz 31 Gegentoren
Auch wenn die Enttäuschung nicht zu leugnen war und die SG H2Ku Herrenberg durch die Auswärtsniederlage auf Rang 13 abrutschte, zeigte sich Leibssle nach dem Schlusspfiff deutlich entspannter als noch vor einer Woche nach der klaren Heimpleite gegen den MTV Heide. „Unser oberstes Ziel, die Abwehr zu stabilisieren, hat funktioniert.“ Warum der Coach diese Aussage trotz 31 Gegentreffern tätigen konnte, erklärt sich aus einer Schlussphase im Stile alles oder nichts.
3-Tore-Führung wieder hergeschenkt
Laura Waldenmaier gab im Tor schon nach 50 Sekunden den Gastgeberinnen mit einem gehaltenen Strafwurf zu verstehen, mit Zählbarem die ESV-Halle verlassen zu wollen. Es folgte eine Startviertelstunde mit Höhen und Tiefen auf beiden Seiten. Bei den Kuties ragte in dieser Phase besonders Sulamith Klein heraus, die fünf ihrer insgesamt zehn Tore in den ersten 20 Minuten der Partie erzielen konnte. Allerdings gelang es den SG-Frauen gleich zwei Mal nicht, beim eigenen 7:4 und beim 10:7 einen Vorsprung mit drei Treffern zu verwalten. Mit einer Auszeit nach 20 Minuten versuchte Mike Leibssle zwar gegenzusteuern, es wurde aber auch deutlich, dass es an diesem Abend ein Spiel zweier Teams auf Augenhöhe wird. Zudem war allein aus der Statistik ablesbar, wie umkämpft die Punkte in der Oberpfalz waren. 13 Zeitstrafen sollten die Unparteiischen am Ende gegen beide Teams verhängen. Für Trainer Leibssle waren dies doch etwas zu viele. „Auch wenn wir acht Hinausstellungen erhielten, waren die Schiedsrichter kein Grund für die Niederlage“, stellte er aber gleichzeitig klar.
Leichte Vorteile für H2Ku, aber aus dem 21:20 wird ein 21:25
Nach dem 21:20 scheinen die Kuties am Drücker zu sein, aber fünf Gegentore in Folge brechen ihnen das Genick.
Fast folgerichtig ging es beim 13:13 mit einem Remis in die Kabinen. Frischer kamen dann die Kuties aufs Parkett. Keine drei Minuten brauchten Lea Neubrander und Sulamith Klein (2), um wieder einen Drei-Tore-Vorsprung zu erzielen. Aber auch hier galt die Devise: wie gewonnen, so zerronnen. Als Spiegelbild zur ersten Hälfte ging es weiter im Gleichschritt bis zum 20:20. Nur wenige Sekunden später zückte das Schiedsrichtergespann nach einer überharten Attacke gegen Lea Neubrander die Rote Karte gegen die Regensburgerin Nicole Lederer. Die Rückraumspielerin der Kuties hielt dieses Foul gegen sie nicht davon ab, den vorangegangenen Gegenstoß zum 21:20 zu verwandeln. Die Waage schien sich leicht in Richtung SG H2Ku zu neigen – es schien allerdings nur so. Denn just ab diesem Moment leisteten sich die Gäste die verhängnisvolle Schwächephase von fünf Minuten. Nichts ging mehr im Angriff. Der ESV nutzte den kurzen Blackout gnadenlos für fünf eigene Treffer.
Harakiri in der Schlussphase führt zum 23:28
Nach dem 21:25 musste Mike Leibssle reagieren. Er ließ den überragenden Regensburger Rückraum mit Franziska Peter und Amelie Bayerl an die kurze Leine nehmen. Den nun entstandenen Platz nutzten dafür andere. Auch eine am Ende mit 13 Paraden überzeugende Laura Waldenmaier stand das eine oder andere Mal auf verlorenem Posten. Zumindest gelang es der Abwehr, die hoch aufgeschossene Kreisläuferin Julia Drachsler bei nur zwei Toren zu halten.
Die Hoffnung auf Punkte keimte kurz vor dem Ende nochmals auf. Als Maileen Seeger, die als Alleinunterhalterin auf der rechten Außenbahn eine beherzte Partie bot, ihren vierten Treffer zum 23:26 erzielte, waren noch sechs Minuten zu spielen. Zwei technische Fehler und zwei Gegentore später war die Frage des Sieges mit dem 23:28 endgültig geklärt. Unzufrieden war Mike Leibssle nach dem 26:31 aber dennoch nicht: „Hätten wir in der Endphase nicht Harakiri spielen müssen, wären es sicher einige Gegentore weniger geworden.“
Brisantes Derby gegen Nürtingen am nächsten Samstag
Mit nun 4:10 Punkten muss sich die SG H2Ku erst einmal nach unten orientieren. Das am kommenden Samstag hochemotionale Derby gegen die TG Nürtingen dürfte neben dem Wiedersehen mit einigen Bekannten daher mit reichlich Zündstoff versehen sein.
SG H2Ku Herrenberg: Waldenmaier, Holzner; Schoeneberg (1), Wunschik, Klein (10/ davon 4 Siebenmeter), Bok (3), Bühler, Seeger (4), Kußmaul, L. Neubrander (5), Beddies (1), Luber (1), S. Neubrander (1).