Bittere Lehrstunde für die Kuties

von Peter Gebhardt 05.12.2021
Das Württemberg-Derby in der 2. Handball-Bundesliga der Frauen ist eine eindeutige Angelegenheit: Die SG H2Ku Herrenberg enttäuscht auf ganzer Linie und gerät bei Frisch Auf Göppingen mir 24:47 unter die Räder.
Herrenberg – Die Handballfrauen der SG H2Ku Herrenberg kehrten am Samstagabend mit einer empfindlichen Niederlage aus der EWS-Arena zurück. Im Württemberg-Derby bei Frisch Auf Göppingen setzte es für sie ein 24:47 (15:25). Mit weiterhin nur sechs Pluspunkten verschärft sich die Tabellensituation für die Kuties dadurch weiter.
Trainer mit versteinerter Miene
Den Schlusspfiff der ungleichen Partie nahm Trainer Mike Leibssle mit fast versteinerter Miene zur Kenntnis. Nicht minder bedröppelt standen seine Spielerinnen nach dem Ende auf dem Parkett, während Frisch Auf ausgelassen feiern konnte. Vorausgegangen waren 60 Minuten, in denen die Gäste nichts von dem gezeigt hatten, was sie sich eigentlich vorgenommen hatten.
Bei Göppingen ist fast jeder Wurf ein Treffer
Schon im Vorfeld war den Kuties klar gewesen, dass sie nur mit einem richtig guten Tag eine Chance beim Bundesliga-Absteiger haben würden. Genau das Gegenteil trat jedoch ein. Von der ersten Minute an drückte Frisch Auf dem Spiel seinen Stempel auf. Mithalten konnte die SG H2Ku ganze zehn Minuten. Beim Stand von 6:3 für Göppingen vergaben die Kuties neben dem schon zweiten Strafwurf noch einen weiteren Hochkaräter. Was folgte, war das 3:7. Das allein zeigte das ganze Dilemma schon in der Anfangsphase. Während beim Tabellendritten fast jeder Wurf ein Treffer war, mussten sich die Kuties jede Chance hart erarbeiten – die sie dann aber oft leichtfertig vergaben.
Nur Lea Neubrander stemmt sich der Übermacht entgegen
Als einzige vermochte sich in dieser Phase Lea Neubrander gegen die Übermacht des Gegners zu stemmen. Allein fünf Treffer steuerte die Rückraumspielerin in der ersten Viertelstunde für ihr Team bei, dazu noch das ein oder andere gute Zuspiel an den Kreis. Beim 10:6 für Frisch Auf konnte man den Eindruck gewinnen, die Herrenbergerinnen hätten sich ins Spiel hineingefunden. Dieses Bild war aber nur Minuten später verwischt. Über 12:6 ging es beim 18:10 einer frühen Entscheidung der Partie entgegen. Gespielt waren da erst 23 Minuten. Auffällig war in dieser Phase auch die Spielanlage. Während die Frauen von Frisch Auf geduldig auf ihre Chance warteten, wurde das Spiel von H2Ku immer zerfahrener. Beim 20:11 fünf Minuten vor der Halbzeit nahm Mike Leibssle bereits seine zweite Auszeit, am Spiel der Kuties änderte sich jedoch nicht viel. Zumindest im Angriff gelangen jetzt aber auch gute Aktionen, die jedoch nicht immer erfolgreich verwertet wurden. Die Krux lag aber aber eindeutig im Abwehrverhalten. „Wir haben am eigenen Kreis null Zugriff auf den Gegner bekommen“, so ein enttäuschter Leibssle. Die Worte des Trainers wurden noch durch einen anderen Wert untermauert: Beim Halbzeitstand von 25:15 musste vermerkt werden, dass nur drei Würfe der Gastgeberinnen nicht im Tor von H2Ku landeten.
Es geht nur noch um Schadensbegrenzung
Nach dem Wiederanpfiff ging es vor allem um Schadensbegrenzung. Mit Michelle Wunschik und Katrin Friedrich ließ Mike Leibssle auf den Halbpositionen angreifen, im Innenblock der Abwehr sollten Sulamith Klein und Steffi Schoeneberg für Halt sorgen. Vor allem Michelle Wunschik wusste in der zweiten Hälfte diese Chance im linken Rückraum mit am Ende fünf Treffern zu nutzen. Insgesamt reichte dies an einem Tag, an dem kaum eine Spielerin Normalform erreichte, aber nicht aus. Für die Göppingerinnen war es auch in der zweiten Hälfte ein Schaulaufen. Mit einem schnellen Kombinationsspiel demonstrierten die Schützlinge des Haslachers Nico Kiener einen Klassenunterschied an diesem Abend. Beim 33:18 eine Viertelstunde vor Schluss waren es erstmals 15 Tore Unterschied. Jetzt konnte es sich der Göppinger Coach auch leisten, taktische Spielereien wie ein sieben gegen sechs auszuprobieren. Dem guten Spiel tat dies keinen Abbruch – im Gegenteil. Das 47:24 am Ende war letztlich das Ergebnis eines rabenschwarzen Tages für die SG H2Ku.
Wiedergutmachung nächsten Samstag gegen Lintfort?
So sah es auch Göppingens Coach Nico Kiener: „Die Herrenbergerinnen sind sicher stärker als wir sie gesehen haben.“ Für Mike Leibssle war es dagegen „ein Spiegelbild der momentanen Personalsituation“. Am kommenden Samstag haben die Kuties die Chance auf Rehabilitation, wenn die Heimpartie gegen das Mittelfeldteam von TuS Lintfort ansteht.
SG H2Ku Herrenberg: Holzner, Waldenmaier; Schoeneberg (2), Wunschik (5), Klein, Bok (1), Bühler (3), Seeger, Neubrander (8), Beddies (1), van der Baan (3/davon 2 Siebenmeter), Luber, Friedrich (1).