Mike Leibssle verlässt die SG H2Ku Herrenberg

von Peter Gebhardt 01.02.2022
Nach vier Jahren verlässt Mike Leibssle die SG H2Ku Herrenberg auf eigenen Wunsch. Der Trainer möchte den Aufwand künftig herunterfahren und mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Ein Nachfolger ist allerdings bereits gefunden.
Herrenberg – Noch 13-mal wird Mike Leibssle als Trainer der Bundesligafrauen der SG H2Ku Herrenberg an der Seitenlinie stehen. Danach ist für den Handballlehrer Schluss im Gäu – auf eigenen Wunsch. Der Nachfolger steht mit Hans Christensen bereits fest.
Der Aufwand wurde einfach zu groß
„Der Entschluss ist schon etwas länger in mir gereift“, erklärt Leibssle. „Mitte Dezember bin ich dann an den Verein herangetreten und habe den Wunsch geäußert, meinen Vertrag im Sommer nicht mehr zu verlängern.“ Das Ansinnen kam für den sportlichen Leiter Hagen Gunzenhauser zwar überraschend, trotzdem zeigt er auch Verständnis.„Wenn man den Aufwand betrachtet, den Mike Woche für Woche neben seinem regulären Job betreibt, ist sein Entschluss irgendwo nachvollziehbar.“ Dieser ist in der Tat immens. „Für jedes Training fahre ich von Reutlingen nach Herrenberg“, erklärt Leibssle. „Dazu kommen noch unzählige Stunden für die Trainingsvorbereitung, die Videoauswertung und natürlich Auswärtsfahrten durch ganz Deutschland.“ Neben seinem Vollzeitjob in Reutlingen hat Leibssle schließlich auch eine Familie, um die er sich kümmern möchte. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara hat er zwei Kinder.
In vier Jahren mit den Kuties Vereinsgeschichte geschrieben
Nach vier Jahren bei der SG H2Ku Herrenberg ist Leibssle nun an einem Punkt angekommen, an dem er die Arbeit als Trainer nicht mehr zur Zufriedenheit seiner Mannschaft ausfüllen und vor allem mit seinem eigenen Anspruch vereinen kann. „Es gab Gedankenspiele, den Aufwand etwas herunterzufahren. Das wäre aber nicht ich gewesen. Entweder richtig oder gar nicht“, sagt er, dass er dieses Szenario schnell wieder verworfen hat. Deshalb gab es nun die Entscheidung zum Abschied. „Ich werde nun in Ruhe mit meiner Frau beraten, ob und in welchem Rahmen es weitergeht. Denn ausgebrannt vom Handball fühle ich mich grundsätzlich nicht“, macht Mike Leibssle deutlich. Die Zeit in Herrenberg wird er immer in guter Erinnerung behalten. Er betont, dass er vier schöne Jahre dort verbrachte habe. Die Krönung war sicherlich der dritte Platz in der Vorsaison, immerhin die beste Platzierung der Vereinsgeschichte.
Mit Hans Christensen war der Wunschnachfolger schnell gefunden
Und so musste sich Hagen Gunzenhauser noch vor der Weihnachtszeit auf die Suche nach einem neuen Trainer machen. Seinen Wunschkandidaten hatte er schnell gefunden. „Ich kenne Hans schon sehr lange. Mit seiner Fokussierung auf das Sportliche und seiner gleichzeitig typisch nordischen Gelassenheit schätze ich ihn als Trainer und auch als Menschen“, erklärt der sportlicher Leiter der Kuties. Ganz so einfach war die Verpflichtung von Hans Christensen allerdings nicht. Eigentlich wollte der gebürtige Däne, der seit dem Jahr 2000 in Deutschland lebt, eigentlich kürzertreten, sich ebenfalls mehr Frau und Kind widmen. Momentan trainiert der bei Pforzheim lebende 48-Jährige noch die Frauenmannschaft der SG Schozach/Bottwartal. Trotz der souveränen Tabellenführung in der dritten Liga hatte sich Christensen schon im Spätherbst entschieden, nach nur einer Saison sein Engagement zu beenden. „Ich hatte zu dieser Zeit mindestens eine 55-Stundenwoche plus Handball mit Training und Spiel. Deshalb musste ich schweren Herzens eine Entscheidung treffen“, erklärt er.
Eigentlich wollte der Däne etwas kürzertreten
Doch inzwischen habe er einige Sachen in seinem Leben zeitlich neu strukturiert. „Vor allem die Arbeitswoche deutlich auf ein Normalmaß heruntergefahren“, erläutert der ehemalige dänische Erstligaprofi. Nach der laufenden Saison sollte trotzdem erstmal Schluss sein. Doch dann kam der Anruf von Hagen Gunzenhauser. „Ich habe gemeinsam mit meiner Frau beschlossen, dass ich mir so ein Angebot aus der zweiten Bundesliga zumindest anhören muss.“ Und so saßen einige Tage später neben Christensen unter anderem der sportliche Leiter Gunzenhauser und die Geschäftsführerin der Spielbetriebs GmbH, Katja Rhotert, zum Gespräch beisammen. An dessen Ende stand die Verpflichtung des neuen Trainers.
Der Vertrag gilt nur für die zweite Liga
Mit der Vertragsunterschrift über vorerst ein Jahr verknüpft sich aber noch eine wichtige Variable. Denn der Vertrag ist nur gültig für die zweite Liga, unterstreicht Katja Rhotert. Noch immer aber hängt das Damoklesschwert der hohen Finanzlücke über den Kuties. „Das ist klar kommuniziert“, stellt Katja Rhotert klar. Immerhin gibt es aber positive Signale, dass es auch in der kommenden Saison in Herrenberg mit hochklassigen Frauenhandball weitergeht. Zahlen kann und will die Geschäftsführerin aber noch nicht nennen. „Wichtig ist uns aber zu betonen, dass ein Trainer Christensen ins wirtschaftliche Gefüge passen würde“, beugt Hagen Gunzenhauser Spekulationen vor.
Zur Person
Privat
Hans Christensen ist 48 Jahre alt, verheiratet und Vater eines Kindes. Die Familie lebt in Enzberg in der Nähe von Pforzheim.
Spieler
Christensen war Handballprofi bei Viborg HK in der ersten dänischen Liga. Als er nach Deutschland kam, spielte er unter anderem bei Phönix Sinzheim, der SG Pforzheim/Eutingen und der TGS Prozheim.
Trainer
Aktuell steht er bei den Frauen der SG Schozach/Bottwartal an der Seitenlinie und führt mit diesen die Tabelle der dritten Liga an. Zuvor war er bereits als Coach bei den Männern der SG Pforzheim/Eutingen und Salamander Kornwestheim sowie den Frauen der SG BBM Bietigheim II aktiv.