SG H2Ku gelingt dicke Überraschung gegen Tabellenzweiten

Die Wand im Tor der SG H2Ku: Laura Waldenmaier ragte mit 20 Paraden aus einer starken Mannschaft heraus. Foto: Eibner/Tobias Baur

von Peter Gebhardt 06.02.2022

Die SG H2Ku Herrenberg hat in der 2. Handball-Bundesliga der Frauen für eine Überraschung gesorgt. Gegen den Tabellenzweiten HSV Solingen-Gräfrath gewannen die Kuties mit 32:29.

Herrenberg – Damit konnte man nicht unbedingt rechnen. Die Zweitligahandballerinnen der SG H2Ku Herrenberg bezwangen in einem mitreißenden Spiel den Tabellenzweiten HSV Solingen-Gräfrath mit 32:29 (15:11). Der Grundstein zum Sieg wurde in der Abwehr gelegt, aus der Laura Waldenmaier mit 20 Paraden herausragte.

Den größten Schreckmoment gab es erst nach dem Schlusspfiff. Ausgerechnet beim Feiern vertrat sich Kreisspielerin Aylin Bok den Fuß. Lachend konnte sie jedoch schnell Entwarnung geben. Während der Partie waren solche Zittermomente überraschend selten. Zuvor hatten die Kuties einen Start-Ziel-Sieg eingefahren, der über den Abwehrkampf in ein effektives Angriffsspiel mündete.

Abwehr beweist die nötige Griffigkeit

Anfangs deutete aber noch nicht viel auf ein Offensivfeuerwerk hin. Nach dem frühen 2:1 durch Lea Neubrander nach nicht einmal zwei Minuten dauerte es sieben weitere Zeigerumdrehungen, bis der nächste Herrenberger Treffer zum 3:2 fiel.

Unübersehbar hatte aber die Abwehr die nötige Griffigkeit. Immer wieder wurde Solingen ins Zeitspiel gedrängt. Überhastete Würfe oder technische Fehler des Gegners waren die Folge. Und wenn einmal ein Wurf aufs Tor kam, stand da immer noch Laura Waldenmaier im Weg.

H2Ku-Coach Mike Leibssle wechselt häufig durch

Im Angriff zog nicht zuletzt durch die konsequente Deckungsarbeit nach und nach Sicherheit und Torgefahr ein. Das 8:5 durch Aylin Bok nach einer knappen Viertelstunde nötigte Gästetrainerin Kerstin Reckenthäler zur Auszeit. Symptomatisch für das Spiel waren aber zwei weitere Treffer zum 10:5 der Kuties. Bereits in dieser Phase begann H2Ku-Coach Mike Leibssle, häufig durchzuwechseln. Diese Taktik war aber nur möglich, weil sich Sulamith Klein einsatzbereit gemeldet hatte und sowohl Britt van der Baan als auch Anna Albek mit von der Partie waren.

„Britt und Anna waren nicht lange im Training. Deshalb musste ich sie dosiert einsetzen“, erklärte Leibssle. Was die beiden für die Mannschaft wert sind, zeigte sich nicht nur im Angriff, wo beide insgesamt zehn Treffer erzielten. Fast noch wichtiger war die Arbeit von Albek im Innenblock der Abwehr. Mit ihrer Körperlichkeit brachte sie große Kompaktheit mit.

Der wütenden Antwort einen Riegel vorgeschoben

Als Lea Neubrander fünf Minuten vor der Pause auf 14:8 stellte, war klar, dass eine Überraschung möglich ist. Mit einem 15:11 wurden schließlich die Seiten gewechselt.

Nach der Pause rechnete wohl jeder der 200 Zuschauer mit einer wütenden Antwort von Solingen-Gräfrath. Dem schoben die Gastgeberinnen gleich einen Riegel vor. Die nimmermüden Lea Neubrander und Marie Beddies schraubten gemeinsam mit Anna Albek und Sarah Neubrander das Ergebnis auf 19:12 – die Überraschung nahm Formen an.

Acht Tore ist der größte Vorsprung des Spiels

Beim 22:14 durch Britt van der Baan war mit acht Toren der größte Vorsprung des Spiels erreicht. Befürchtungen, den Kuties könnte nun die Luft ausgehen, bewahrheiteten sich aber nicht. Der Vorsprung wurde mit allen Kräften verteidigt. Jetzt machte es sich auch bezahlt, dass Mike Leibssle die ganze Partie hindurch wechseln konnte.

Und noch ein Aspekt spielte eine nicht unwichtige Rolle: Die Torjägerin der Gäste, Vanessa Brandt, erzielte zwar zwölf Treffer – aber erst zu einem Zeitpunkt, als es nicht mehr wehtat. Denn spätestens beim 26:19 durch Lea Neubrander (51.) war das Spiel entschieden. Die Solingerinnen nahmen sich mit vergebenen Würfen und technischen Fehlern weiter selbst aus dem Spiel. Die H2Ku-Spielerinnen so die letzten Minuten genießen.

Nico Kiener hat der Sieg besonders gut gefallen

Einem Zuschauer dürfte der Sieg der SG besonders gefallen haben. Nico Kiener, Trainer von Solingens ärgstem Konkurrenten um die Tabellenspitze, FrischAuf Göppingen, nutzte den kurzen Anfahrtsweg aus Haslach, um vor Ort mitzuerleben, wie sein Team nun auch nach Minuspunkten zum Tabellenführer wurde. 

SG H2Ku Herrenberg: Waldenmaier, Holzner; Schoeneberg (1), Klein, Bok (4), Bühler, Seeger, Albek (4), Thiwissen (1), L.Neubrander (8), Beddies (3), van der Baan (6), Luber (1), S.Neubrander (4/davon 3 Siebenmeter).

2. Handball-Bundesliga: SG H2Ku gelingt dicke Überraschung gegen Tabellenzweiten – Handball im Kreis Böblingen – Kreiszeitung Böblinger Bote (krzbb.de)