„Samstag legen wir noch eine Schippe drauf“

von Peter Gebhardt 16.11.2022
Nach dem Abschied vor zwölf Jahren gibt der Herrenberger Fanclub „Bloskapell“ ein Comeback für zwei Spiele
Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. So sagt man zumindest. Auf den FC „Bloskapell“ traf genau das im Jahre 2010 nach dem Aufstieg der Handballer der damaligen SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen in die 2. Bundesliga zu. Schon damals hatte der Fanclub, der während der Partie die Mannschaft im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Trompeten unterstützte, längst Kultstatus erreicht. Nun haben die Musiker mit der Leidenschaft für den Handball für zumindest zwei Spiele den Weg in die Markweghalle zurück gefunden. Schon beim ersten Auftritt am vergangenen Sonntag beim Spiel der Oberligamänner gegen die HSG Konstanz II zeigte der Fanclub, dass er ohne Anlaufschwierigkeiten die Halle voll im Griff hatte.
Nicht wenige sprachen nach dem Schlusspfiff der mit 38:27 Toren gewonnenen Partie von einem Handballfest. Neben dem Ergebnis war auch die Stimmung unter den fast 600 Zuschauern gemeint. Einen großen Anteil daran hatte auch der FC „Bloskapell“, der auch einige Besucher, die seit der Corona-Pandemie den Weg noch nicht wieder in die Halle fanden, zum Besuch des Spiels animierte. Viele Zuschauer fühlten sich dann auch sofort in die früheren Jahre des Herrenberger Handballs zurückversetzt. Über zwölf Jahre lang hatte der Fanclub die Markweghalle zum Kochen gebracht. Dabei fing alles mit einem einzigen Trompeter an. 1998 war es Peter Schwenk gewesen, der den Stein ins Rollen brachte. Der damalige SG-Funktionär, gleichzeitig Mitglied der Herrenberger Stadtkapelle, hatte einen Mitstreiter aus den eigenen Reihen motiviert, mit seinem Instrument für noch mehr Stimmung beim Handball zu sorgen. Gesagt, getan. Nach wenigen Spielen waren es dann meist über zehn Fans aus der Stadtkapelle, die schnell über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurden. Viele Vereine beneideten damals die Herrenberger für ihre Fankultur. Sogar der Bundesligist Frisch Auf Göppingen engagierte den FC „Bloskapell“ 2008 für ein Spiel in der Stuttgarter Porsche-Arena.
2010 war dann Schluss. Ein Großteil der inzwischen nachgerückten zweiten Generation hatte mit Ausbildung und Studium einfach keine Zeit mehr für den regelmäßigen Support in der Handballhalle. Inzwischen ist auch dieser Abschnitt längst beendet und die gestandenen Männer sind Ingenieure, Bäcker oder Sachbearbeiter geworden. Auch das Gründen eigener Familien und die zweite große Liebe, den VfB Stuttgart, ließen das Zeitfenster nicht gerade größer werden. Dass es nun doch noch einmal für ein Comeback reichte, hat auch etwas mit Corona und dem früheren Spieler und SG-Funktionär Jochen Klingovsky zu tun. Michael Däuble vom FC Bloskapell erinnert sich: „Jochen kam im Sommer 2020 auf mich zu und fragte, ob wir uns im Rahmen des Crowdfunding-Projekts der SG H2Ku vorstellen können, für je ein Spiel die Oberligamänner und die Bundesligafrauen zu unterstützen“. Und sie konnten. Nur wenige Minuten dauerte es, bis Däuble die Mitstreiter von damals überzeugen konnte. Die Wege waren dabei sehr kurz, engagieren sich doch alle bis heute noch in der Stadtkapelle Herrenberg. „Uns war neben dem Spaß vor allem wichtig, einen anderen Verein in einer schwierigen Situation zu helfen“, betont Michael Däuble.
Und Spaß hatte der FC „Bloskapell“ am letzten Sonntag sicht- und vor allem hörbar. „Ja, wir fanden den Abend echt toll“, bestätigt auch Däuble ohne Zögern. Am Samstag nun folgt zwei der Abmachung mit der SG H2Ku Herrenberg. Dann werden die Frauen aus der 2. Bundesliga in den Genuss der musikalischen Unterstützung kommen. Ein Selbstläufer wie beim klaren Heimsieg der Männer gegen Konstanz ist dabei im Heimspiel gegen den ESV Regensburg aber eher nicht zu erwarten. Die Kuties zieren mit nur zwei Pluspunkten aus sieben Partien das Tabellenende und brauchen dringend ein Erfolgserlebnis. Dabei will auch der Fanclub „Bloskapell“ helfen. „Wir werden am Samstag noch eine Schippe drauflegen“, verspricht Michael Däuble. Und: „Wir wollen helfen, dass die Kuties aus dem Keller kommen“. Sollte die Stimmung ähnlich und die Halle erneut so gut gefüllt sein wie zuletzt, könnte dies sogar klappen.
Bliebe zum Schluss noch die Frage, ob die zwei Spiele wirklich auch gleichzeitig das Ende des Comebacks bedeuten. „Das haben wir noch nicht endgültig besprochen“, grinst Fanclub-Sprecher Däuble. „Ich persönlich könnte mir vorstellen, vielleicht einmal im Jahr einen Bloskapell-Tag zu veranstalten“, fügt er vielversprechend an. Darüber würden sich wohl nicht nur die Besucher vom vergangenen Sonntag freuen.